In jüngster Vergangenheit haben die Khmer Rouge in Kambodscha etwa 1,7 Millionen Landsleute ermordet, was als Tatsache in kambodschanischen Schulbüchern nicht vorkommt. So verwundert es nicht, dass das Tuol Sleng Genocide Museum in Phnom Penh – das ehemalige Foltergefängnis S-21* des Pol Pot Regimes – mehrheitlich von Tourist:innen besucht wird. Die Einheimischen hätten zwar freien Zutritt zu diesen Zeugnissen des Schreckens, sie scheinen jedoch kein Interesse an diesem Teil ihrer Geschichte zu haben. Der Grund dafür mag darin liegen, dass ein heute friedliches Zusammenleben nur möglich ist, wenn die Wahrheit möglichst ausgeblendet wird.
Das Gefängnis und die sogenannten Killing Fields besuchte ich mehrfach, öfters auch mit jungen Kambodschaner:innen, die nach den Besuchen genauso entsetzt und betroffen waren wie ich und mein Assistent.
* S-21 diente als zentrale Drehscheibe eines ausgedehnten Gefängnissystems im ganzen Land und wurde während des gesamten Zeitraums als geheime Einrichtung für die Inhaftierung, das Verhör, die Folter und die Vernichtung von Menschen genutzt, die als «politische Feinde» des Regimes galten. In den Jahren 1975 und 1979 wurden nur sehr wenige Insassen aus dem Gefängnis entlassen. Nur zwölf ehemalige Häftlinge überlebten das Foltergefängnis S-21 bei der Befreiung von Phnom Penh.