Über 300 Familien leben in Phnom Penh in der Kommune «Kilometer 6» entlang der Bahngleise in den Bezirken Tuol Kork über Daun Penh bis nach Russey Keo, weshalb sie sich auch Railway Community nennen. Dort leben sie familienweise in selbstgebauten Verschlägen, die meist aus einem einzigen Raum bestehen. Die Menschen, die zu den ärmsten Bewohner:innen der Stadt gehören, betreiben meist kleine Geschäfte, in Form von Mini-Kiosken, innerhalb der Community. Dazu drapieren sie einzelne Produkte vor ihren Häusern auf Tüchern.
Im Alltag breiten sich die Menschen aufgrund des beschränkten Platzes auf dem Bahngleis aus. Mehrmals am Tag, wenn die Hupsignale der Züge ertönen, packen sie in Windeseile ihre Kochgeräte, Stühle, Sonnenschirme und ihre Kinder zusammen, um das Gleis zu räumen. Nur Sekunden nach der Durchfahrt der Güterzüge wird das Gleis wieder zum Lebensmittelpunkt.
Wie bereits vielen Familien vor ihnen in Phnom Penh, droht nun auch der Railway Community die Vertreibung. Nach einem Bericht der Landrechtsgruppe Sahmakum Teang Tnaut (STT) aus dem Jahr 2020 wurden seit den 1980er Jahren über 50 Gemeinden mit insgesamt mehr als 40 000 Menschen aus Phnom Penh vertrieben, meist ohne angemessene Entschädigung. Grund für die drohende Vertreibung ist eine zwölf Meter breite Betonstrasse und ein Abwassersystem, die die Behörden von Phnom Penh entlang der Bahnlinie planen, worüber seitdem ein Landstreit ausgebrochen ist.
Bereits seit einem Jahrzehnt engagieren sich die Gemeinde und Aktivist:innen für ihr Recht auf Land und angemessenen Wohnraum. Erstes Ergebnis dieses Engagements war die Vergabe eines 4 x 15 Meter grossen Stück Lands für jede Familie in einem nahegelegenen Gebiet. Anfang August 2022 akzeptierten 320 Familien dieses Landentschädigungspaket, das allerdings ohne finanzielle Entschädigung vorgesehen ist. Umgezogen war Ende 2022 aber noch keine der Familien, da der neue Standort noch nicht bereit ist. Es gibt dort weder sauberes Wasser noch Stromanschlüsse und auch eine ausgebaute Strasse vor den Grundstücken fehlt. Zudem fordern die Familien weitere Unterstützung u.a. für den Transport von Baumaterialien, die Baukosten und den Zugang zu Landtiteln.
Steff Grubers Dokumentation des Lebens der Railway Community ist, wie die Serien Living on Water, Smor San und Boeung Trabek, ein Langzeitprojekt, das im Jahr 2019 begann.
Genre: Reportage
Kamera (digital): Nikon Z9 mit Nikkor-Z Zoom-Objektiv 24-70mm/2.8