Ausserhalb der indischen Kleinstadt Mahabalipuram im südlichen Bundesstaat Tamil Nadu lebt die Narikurava Gemeinschaft in der Siedlung Poonjeri, die rund 40 Familien zählt. Die insgesamt rund 30’000 Narikurava sind eine halbnomadische Gemeinschaft, die in kleinen Gruppen über den ganzen Bundesstaat verteilt sind. In der Vergangenheit lebten sie von der Jagd, mit der Verschärfung der Gesetze zum Schutz der Wildtiere wurde dies jedoch fast unmöglich. Heute sichern die Narikurava ihre Existenz überwiegend mit dem Verkauf handgefertigter Halsketten und anderem Schmuck. Diesen verkaufen sie auf der Strasse, vor Tempeln und bei Festen.
Die Diskriminierung der Narikurava reicht bis in die Antike zurück. Lange galten sie als «Unberührbare» und während der britischen Herrschaft in Indien fielen sie unter das Gesetz über kriminelle Stämme von 1871 und waren daher lange Zeit stigmatisiert, auch nach der Unabhängigkeit 1947 und ihrer Entkriminalisierung im Jahr 1952.
Im Jahr 2023 wurden die Narikuravas endlich von der indischen Zentralregierung als «scheduled tribes» anerkannt. In Indien ist das die offizielle Bezeichnung für alle indigenen Gruppen und Stammesgemeinschaften, die nicht dem Kastensystem angehören: Den benachteiligten Gruppen die als „registrierte Stammesgemeinschaft“ anerkannt sind, stehen nach der indischen Verfassung staatliche Schutz- und Fördermassnahmen zu. Doch die Marginalisierung der Narikuravas hält bis heute an. Der Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und formaler Beschäftigung ist immer noch begrenzt. Historisch bedingte Vorurteile halten sich hartnäckig in der indischen Bevölkerung.
Die portraitierten Narikurava in Poonjeri leben heute in kleinen Steinhäusern, die verschiedene Organisationen für sie bauen lassen haben nachdem ein Tsunami 2004 die einige Kilometer entfernte Siedlung der Gemeinschaft zerstört hatte. Ein kleiner Verein (Nafra.org) konnte vor einigen Jahren ausserdem den Bau einer Schule und einer geschützten sanitären Anlage im Ort realisieren.
Kamera (digital): Nikon Z8
Objektiv: Nikkor S Zoom 24-70mm/2.8
Strobe: Profoto A10 / Softbox Octa
Assistent: Christopher Jarvis